Elektronische Fußfessel allein keine Lösung

(November 2025)

Elektronische Fußfessel allein keine Lösung (November 2025)

Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW) begrüßt die Einführung der elektronischen Fußfessel, warnt jedoch davor, sie als alleinige Lösung gegen Gewalt an Frauen darzustellen. „Die Regierung macht den zweiten Schritt vor dem ersten“, kritisiert Pfarrerin Birgit Reiche, Geschäftsführerin der EFHiW. „Die elektronische Fußfessel wird als Lösung gegen Gewalt an Frauen präsentiert. Doch klar ist: Allein reicht sie nicht aus.

Die EFHiW verweist auf das sogenannte Spanische Modell, das zeigt, dass technische Maßnahmen nur dann wirksam sind, wenn sie Teil einer umfassenden Gesamtstrategie sind. Dazu gehören konsequente Präventionsarbeit, eng verzahnte juristische Einheiten zum Schutz Betroffener, tiefgreifende Reformen im Sorge- und Umgangsrecht sowie der Ausbau von Schutz- und Beratungsstrukturen. „Sicherheit entsteht nicht durch Technik allein, sondern durch wirksamen Schutz auf allen Ebenen“, betont Reiche.

Der Frauenverband ist seit Jahrzehnten Trägerin verschiedener Fachberatungsstellen und des Frauenhauses im Kreis Soest. Die EFHiW fordert die konsequente Umsetzung des Gewalthilfegesetzes und eine ausreichende Finanzierung des Hilfesystems – mit Frauenhäusern, Schutzwohnungen, Fachberatungsstellen, Interventionsstellen und Täterarbeit. Nur so könne die Fußfessel tatsächlich Leben retten. Denn viele Femizide geschehen ohne vorher dokumentierte schwere Gewalt. In solchen Fällen kann die Fußfessel gar nicht angeordnet werden und bleibt daher wirkungslos.

Damit die Maßnahme greift, braucht es geschulte Polizei- und Justizeinheiten sowie medizinisches Personal, die Warnsignale erkennen, standardisierte Gefährdungseinschätzungen sowie eine gute Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen. Ohne diese Voraussetzungen bleibt die Fußfessel ein technisches Instrument ohne Schutzwirkung. Die Fußfessel ist ein Baustein – aber ohne starkes System dahinter bleibt sie wirkungslos“, fasst Birgit Reiche zusammen.

Die EFHiW appelliert eindringlich an die Bundesregierung, nicht bei technischen Lösungen stehenzubleiben, sondern endlich die strukturellen Voraussetzungen für echten Schutz und Sicherheit von Frauen zu schaffen.

 

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