Gendergerechte Sprache –
weder neu noch widernatürlich

(Oktober 2025)

Gendergerechte Sprache – weder neu noch widernatürlich (Oktober 2025)

Es ist Zeit, die Debatte zu entemotionalisieren und sich auf die Fakten zu stützen“, stellt Birgit Reiche, Leitende Pfarrerin der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW) fest. „Gendergerechte Sprache ist ein Werkzeug für eine gerechtere Gesellschaft – und längst Teil einer inklusiven, demokratischen Kultur.

Die Debatte um gendergerechte Sprache ist kein modischer Trend, sondern Ausdruck eines jahrzehntelangen gesellschaftlichen Wandels. Seit den 1970er Jahren wird über geschlechtergerechte Sprache diskutiert – mit dem Ziel, alle Geschlechter sichtbar zu machen und sprachlich zu inkludieren.

Gegner*innen des Genderns behaupten, es sei „gegen die natürliche Ordnung“ oder eine „Sprachverhunzung“. Solche Aussagen ignorieren die historische Entwicklung der Sprache und die Tatsache, dass Sprache gesellschaftliche Realitäten nicht nur abbildet, sondern auch mitgestaltet.

Gendergerechte Sprache ist kein ideologischer Zwang, sondern ein Ausdruck von Respekt und Gleichberechtigung. Sie erweitert die Vorstellungskraft und fördert die Sichtbarkeit von Frauen und nicht-binären Personen. Die Evangelischen Frauen in Deutschland (EFiD) betonen in ihrer Kampagne Gender.ismus: „Politisch geht es mit ›Gender‹ um Gerechtigkeit für alle und darum, dass Menschen ihr Leben in Vielfalt so gestalten können, wie es ihnen entspricht – die einen so, die anderen so. Ziemlich gute Idee, oder?

Ein häufiges Vorurteil lautet, Gendern sei kompliziert oder unverständlich. Doch die Vielfalt der Ausdrucksformen – von Beidnennung über neutrale Begriffe bis hin zu Genderzeichen – erlaubt eine flexible und inklusive Kommunikation. Das Studienzentrum der EKD für Genderfragen hebt hervor, dass Gendern nicht nur sprachlich, sondern auch theologisch und ethisch relevant ist: „Genderfragen berühren die Grundlagen christlicher Anthropologie und Ethik. Sie fordern heraus, die Vielfalt der Geschlechter als Teil der Schöpfung zu verstehen und sprachlich sichtbar zu machen.

Gendern bedeutet also nicht die Zerstörung der Sprache, sondern ihre Weiterentwicklung im Sinne von Gerechtigkeit und Teilhabe. Es geht darum, niemanden sprachlich auszuschließen und die gesellschaftliche Realität angemessen zu reflektieren. Die Evangelischen Frauen in Deutschland formulieren es klar: „Sprache ist ein Mittel der Teilhabe. Wer nicht genannt wird, wird nicht gesehen – und wer nicht gesehen wird, wird nicht gehört.

Die EFHiW steht daher klar für eine Sprache, die niemanden ausschließt. Denn wie der Deutsche Frauenrat formuliert: „Sprache schafft Wirklichkeit – wer sprachlich unterrepräsentiert ist, verliert an Bedeutung.

 

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