Gendergerechte Sprache –
weder neu noch widernatürlich

(Oktober 2025)

Gendergerechte Sprache – weder neu noch widernatürlich (Oktober 2025)

Die Diskussion um gendergerechte Sprache ist kein modernes Phänomen, sondern Ausdruck eines jahrzehntelangen gesellschaftlichen Wandels. Bereits seit den 1970er Jahren wird über geschlechtergerechte Sprache debattiert – mit dem Ziel, alle Geschlechter sichtbar zu machen und sprachlich zu inkludieren.1 Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW) befürwortet das Gendern ausdrücklich, da es ein Zeichen für Gleichstellung und Respekt gegenüber allen Geschlechtsidentitäten ist. In ihrer Stellungnahme 2021 stellte sie bereits fest: „Die Vorstellung einer binären Geschlechterordnung von Frau und Mann - mit den zugehörigen Stereotypen und Rollenerwartungen - ist überholt.“7 Die EFHiW sagt NEIN zu jeglicher Ideologie der Ungleichwertigkeit von Menschen.

Gegner*innen verstehen Gendern als etwas „gegen die natürliche Ordnung“ oder „Sprachverhunzung“. Solche Aussagen ignorieren nicht nur die historische Entwicklung der Sprache, sondern auch wissenschaftliche Erkenntnisse. Sprache ist kein statisches Gebilde, sondern ein Spiegel gesellschaftlicher Realitäten. Wie Quarks festhält: „Sprache formt am Ende mit, wie wir die Welt wahrnehmen – und Gendern hat somit das Potenzial, der Gleichberechtigung immerhin einen Schubs zu geben“.2

Ein häufiges Vorurteil lautet, Gendern sei unverständlich oder überbetone das Geschlecht. Doch Studien zeigen, dass das generische Maskulinum vor allem männliche Bilder im Kopf erzeugt – selbst bei Berufen wie „Kosmetiker“ oder „Tänzer“ denken Menschen eher an Männer.2 Gendergerechte Sprache hingegen erweitert die Vorstellungskraft und fördert die Sichtbarkeit von Frauen und nicht-binären Personen. So heißt es bei logo! treffend: „Wenn Frauen, Männer und überhaupt alle Menschen genannt werden, fällt auch die Vorstellung von 'typisch Mann' und 'typisch Frau' weg“.3

Ein weiteres Argument gegen das Gendern ist die angebliche Kompliziertheit. Doch wie die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg betont, gibt es zahlreiche Formen des Genderns – von Beidnennung über neutrale Begriffe bis hin zu Genderzeichen – die je nach Kontext sinnvoll eingesetzt werden können.1 Die Vielfalt der Ausdrucksformen erlaubt eine flexible und inklusive Kommunikation, ohne die Verständlichkeit zu gefährden.

Auch kirchliche Institutionen wie das Studienzentrum der EKD für Genderfragen setzen sich aktiv mit dem Thema auseinander. In der Publikation „Gender im Disput“ wird deutlich, dass Gendern nicht nur eine sprachliche, sondern auch eine theologische und ethische Dimension hat.4 Es geht um die Anerkennung der Vielfalt Gottes Schöpfung und um die gerechte Teilhabe aller Menschen. In ihrer Kampagne „Gender.ismus“ setzen sich die EFiD gegen die Diffamierung geschlechtergerechter Sprache zur Wehr und formulieren: „Politisch geht es mit ›Gender‹ um Gerechtigkeit für alle und darum, dass Menschen ihr Leben in Vielfalt so gestalten können, wie es ihnen entspricht – die einen so, die anderen so. Ziemlich gute Idee, oder?“6 Diese Formulierung bringt auf den Punkt, dass Gendern nicht nur eine sprachliche, sondern eine gesellschaftspolitische Maßnahme für mehr Gerechtigkeit ist.

Die EFHiW steht daher klar für eine Sprache, die niemanden ausschließt. Gendern ist kein ideologischer Zwang, sondern ein Ausdruck von Wertschätzung und Gleichberechtigung. Es ist Zeit, die Debatte zu entemotionalisieren und sich auf die Fakten zu stützen. Denn wie der Deutsche Frauenrat formuliert: „Sprache schafft Wirklichkeit – wer sprachlich unterrepräsentiert ist, verliert an Bedeutung.“5

 

1: www.lpb-bw.de/gendern#:~:text=Durch%20Gendern%20wird%20das%20Geschlecht,wird%20durch%20Gendern%20nicht%20gew%C3%A4hrleistet, 17.09.2025

2: www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/was-gendern-bringt-und-was-nicht/ , 17.09.2025

3: www.logo.de/gendern-gendergerechte-sprache-geschlechter-100.html,17.09.2025

4: www.gender-ekd.de/33408.html, 17.09.2025

5: www.frauenrat.de/gender-stern-fuer-alle/, 17.09.2025

6: https://evangelischefrauen-deutschland.de/gender-ismus/, 17.09.2025

7: www.frauenhilfe-westfalen.de/news_2021/das-ist-nicht-maennlich-und-weiblich-1014.html , 17.09.2025

 

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