Mutig und neugierig für die Bildungsarbeit

(Oktober 2025)

Mutig und neugierig für die Bildungsarbeit (Oktober 2025)

Seit einem guten Jahr ist Jana Pickette Bildungsreferentin im Team der EFHiW.
Foto: EFHiW

Seit gut einem Jahr bereichert Jana Pickette als Bildungsreferentin das Team der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW). Über ihren Weg zur Frauenhilfe, ihre Wünsche und Visionen sprach sie mit Öffentlichkeitsreferentin Anne Berk.

Jana, Du hast u.a. in den USA studiert, warst später in Honduras und hast sechs Jahre in den USA gearbeitet. Was hat Dich zur Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen geführt?

Ich habe immer an der Schnittstelle von Bildung und sozialer Gerechtigkeit gearbeitet und diese Arbeit wurde im ländlichen Alabama immer schwieriger. Die politische Lage wurde auch immer kritischer. Ich wollte mit meiner Familie nach Hause! Natürlich wollte ich für eine Organisation arbeiten, die meine Werte teilt. Die Arbeit der Frauenhilfe hat mich beeindruckt, vor allem wie vielfältig sie das Leben von Frauen bereichert. Also habe ich mich auf eine offene Stelle beworben, als ich noch auf einem Berg in Alabama saß.

Wie hat Dich die Zeit in den USA geprägt?

In vielerlei Hinsicht haben mich die USA – speziell die Südstaaten – zu der Person gemacht, die ich heute bin. Zwei Dinge sind für meine jetzige Arbeit besonders relevant:

Für mich ist Bildung immer politisch: Bildung kann sowohl für soziale Kontrolle und Festigung von Machtstrukturen missbraucht werden als auch den wichtigsten Weg aus der Unterdrückung bieten. Gerade in Mississippi, wo ich studierte, konnte ich diese zwei Seiten der Medaille beobachten: einerseits die Manipulation von Menschen durch das einfache Transferieren von „Wissen“, welches von Leuten unkritisch akzeptiert werden soll. Andererseits die „Pädagogik der Befreiung“ nach dem Pädagogen Paulo Freie, mit Bildung als gemeinsamer Prozess, in dem Menschen aktiv sich selbst und ihre Umgebung entwickeln.

Meine eigenen Werte, selbst die, die ich für selbstverständlich hielt, wurden in den Südstaaten konstant getestet. Und immer wieder habe ich gesehen, dass Menschen einen hohen Preis bezahlt haben, um zu ihren Überzeugungen öffentlich zu stehen. Was sind unsere Werte uns wert? Wie gehen wir mit Menschen um, die komplett anders denken? Was, wenn unsere Werte uns den Job, unsere Familie kosten? Unseren Lebensentwurf? Es braucht eine besondere Form von Mut, Sinn für Humor und eine Stärke, die es nicht umsonst gibt, um authentisch zu bleiben. Mutige und starke Menschen in diesem Sinne kenne ich aus den Südstaaten. Ihnen verdanke ich es, mutig zu sein.

Ein konkretes Beispiel dafür ist meine Online-Vortragsreihe „America Goddam“, in der ich versuche, die Hintergründe zu diesen Dynamiken in den USA zu beleuchten.

Du bringst ein großes und beindruckendes Potpourri an Expertise mit. Welche Schwerpunkte möchtest Du in der Erwachsenenbildung der EFHiW setzen?

Es sieht aus wie ein Potpourri, aber dahinter steckt ein einheitlicher Kern: Ich möchte, dass alle Frauen ihr persönliches Potenzial erreichen, und ihre volle Menschlichkeit realisieren können. Als Methode, dazu beizutragen, nutze ich Bildung.

Was mich an der Frauenhilfe besonders begeistert, ist die Vielfalt von Möglichkeiten, mit denen Frauen ihren Horizont erweitern können. Zu dieser Vielfalt möchte ich beitragen.

Und es gibt einige systemische Hindernisse, die uns alle etwas angehen: Antidemokratischer Druck steigt, die dazugehörige Gewalt gegen Frauen nimmt zu. Ich möchte meinen Beitrag leisten, durch Bildung unsere Demokratie nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern Strukturen und Gemeinschaft zu stärken. Dafür wünsche ich uns allen eine nie endende Neugierde und den Mut, dieser Neugierde zu folgen.

 

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